Die Verspätung des Nikolaus
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Der große rote Nikolaus
sucht gar so gute Sachen aus.
Er geht zu jedem Haus
und bringt in Saus und Braus.
den Sack zur Tür herein-
wo Kindelein klein
die beiden Äugelein
schon steckt ins Zimmer rein:
"Oh Nikolaus,
Du schaust gar grimmig drein,
was ist denn bloß im Sacke fein,
die Rute statt dem Zuckerhaus?
Was hab ich denn verbrochen,
ich hab Dir doch versprochen,
Dir auch Gedichterl aufzusagen,
ohne Stottern, ohne Zagen."
Der Nikolaus war doch nicht bös,
nur abgemüht und so nervös,
weil eben diesem guten Herrn
verloren ging sein Mandelkern.
Er war mit seinem Wunderschlitten
an Stadtens' Rande ausgeglitten
und mit härtester Gewalt
gegen einen Baum geprallt.
Des Sackes Netzwerk feingewebt
hatt' allerheftigst schon gebebt,
bis schließlich in den größten Wogen
die Äpfel, Nüss' auf Weg hinflogen.
Ein heft'ger Fluch wär über Lippen
des guten Nikolaus geglitten,
wenn ihm nicht plötzlich starr vor Schreck
die Luft in seiner Brust blieb weg.
Er sah den stark gefürchteten Ganoven,
vor dem es jeden Städter graust,
und der allein im Walde haust
mit einer Flinte vor sich toben-
"Du kannst es doch nicht mehr verschenken,
niemand könnt' Dir gar verdenken,
wenn Du mir diese Sachen läßt,
in diesem gottverdammten Nest.
Der Niklaus schaute auf die Flinte,
was saß er drinnen in der Tinte,
jetzt muß das Fest des heil'gen Herrn
um viele Tag verschoben werdn.
Und all die kleinen Kindelein
jetzt ohne Freude müssen sein.
Und welche Schuld und Gram allein
wird auf dem Karren einzig sein.
Im Wald gab es ein Engelskind,
das lebte still in Einsamkeit
zum Schutz des bösen Ludermanns.
Es wollt, dass er auch Ruhe find
und nicht in schwarzem Tod verschneit.
Er sah doch nie den Lichterschein,
der unweit von der Hütte wohnte-
auch wenn die Wärme war recht klein,
sie doch vor Tod und Kälte schonte.
Und eben dieses Lichterkind
kam durch die Kälte zu dem Wagen
und gab dem heil'gen Herrn geschwind
die neue Gab vom Himmelsladen.
Entschuldigung und großer Segen
begleitet ihn auf seinen Wegen
durch die Welt zum Lichterschein -
Jetzt muß der Niklausabend später sein.